Erfindungs- und Entstehungsmythen in der altgriechischen Musik


Hermes erfindet die Schildkrötenleier

Als mythischer Erfinder der Chelys (Schildkrötenleier) gilt der Gott Hermes. Im homerischen Hymnos an Hermes wird mit der Herstellung einer Leier die erste Tat des neugeborenen Gottes erzählt: Er tötete eine Schildkröte, nahm sie aus, bohrte zwei Löcher in den Panzer zur Aufnahme der Hölzer, die als Saitenarme dienten, bespannte den Schallkörper mit Rinderhaut und befestigte sieben Saiten aus Schafdarm. Später wird er das Instrument seinem Bruder Apollon als Entschädigung für die Rinder, die er ihm gestohlen hatte, überlassen. Apollon wird fortan zu dem Gott der Musik. Als Ersatz für die Leier erfindet sich Hermes später die Syrinx (Panflöte). Eine bildliche Darrstellung des leierbauenden Hermes ist nur durch eine bei Pausanias (2, 19, 7) beschriebene Statue im Apollontempel in Argos überliefert.

Athena und Marsyas

Als mythische Erfinderin der Auloi ist uns Athena überliefert. Nachdem sie beim Betrachten ihres Gesichtes in einer Pfütze ihr beim Musizieren entstelltes Gesicht sah, warf sie die Instrumente von sich. Der aus Phrygien stammende Satyr Marsyas, der die Szene beobachtet hatte, hob die Instrumente auf und erwarb sich virtuose Fähigkeiten, daß er Apollon, den Gott der Musik, zu einem Wettbewerb herausforderte, bei der die Musen als Schiedsrichter fungierten. Über den Verlauf des Wettbewerbs existieren verschiedene Überlieferungen. Eine besagt, daß der Wettstreit zunächst unentschieden verlief, worauf Apollon aufforderte, die Instrumente umzudrehen und weiter zu spielen. Marsyas hatte den Wettstreit verloren und mußte seine Hybris teuer bezahlen. Er wurde aufgehängt, seine Haut bei lebendigem Haut abgezogen und zu einem Schlauch verarbeitet. Zahlreiche antike Darstellungen zeigen diese Bestrafung.

 

 

Pan und die Nymphe Syrinx

Der römische Dichter Ovid erzählt in den Metamorphosen (658-712) die Entstehungsgeschichte der Syrinx (= Panflöte). Der Hirtengott Pan sah die in Arkadien hausende Nymphe Pan. Als er sie begehrte, ergriff sie die Flucht, konnte den tiefen Fluß Ladon jedoch nicht durchqueren. Sie wurde von ihren Schwqestern in Schilf verwandelt, und als der Gott Pan meinte, die Nymphe ergriffen zu haben, befand sich nur ein Bündel Schilf in seiner Hand. Als er darüber seufzte, entlockte er damit den Schilfrohren Töne. Daraufhin band er die Halme in einer Reihe zusammen und verband sie mit Wachs. Das Instrument wurde zu seinem Instrument – und damit zum Instrument der Hirten; in späterer Zeit wurde es nach ihm benannt. Von dieser Episode sind keine bildlichen Darstellungen bekannt.


Aktualisiert am 6. August 2007.

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