Altgriechische Musikinstrumente

Ein kurzer Überblick

von Helmut Brand

Diese Seite vermittelt einen Überblick über die Entwicklung der griechischen Musikinstrumente von den Anfängen im 3. Jt. v. Chr. bis zur griechischen Klassik.

Inhalt:
Die Kykladenzeit, das Erwachen Europas am Ende des Neolithikums
Die minoisch/mykenischen Musikinstrumente
Das "dunkle Zeitalter" und die Musikinstrumente in geometrischer Zeit
Die Musikinstrumente in archaischer und klassischer Zeit
Das griechische Notationssystem

Die Kykladenzeit, das Erwachen Europas am Ende des Neolithikums

Die frühesten Musikinstrumente im ägäischen Raum und somit in Europa stammen aus der Zeit der sogenannten Kykladenkultur (ca. 3. Jt. v. Chr.), welche besonders durch ihre für diese frühe Zeit sehr hochwertige Marmorplastik bekannt ist. Erhalten sind zehn Harfenspielern, drei Syrinxspieler und ein Doppelaulosspieler, wobei die Authentizität zumindest bei einigen Harfenspielern umstritten ist.

 

Harfenspieler

Die kykladischen Harfenspieler sitzen durchwegs auf Hockern und spielen dreieckige Rahmenharfen, deren vordere Stütze, soweit erhalten, mit einer Vogelschnabelverzierung versehen. Diese wird uns bei den minoisch-mykenischen Saiteninstrumenten wieder begegnen und kann als Epiphanie (= Erscheinung) einer imaginär anwesenden Gottheit verstanden werden. Der Zusammenhang Vogel-Musik ist für die griechische Frühzeit sehr geläufig und ist bis zum Ende der geometrischen Epoche (ca. 700 v. Chr.) häufig zu beobachten.
Die kykladischen Harfen tauchen ungefähr zeitgleich mit den orientalischen und ägyptischen auf, so daß sich die frühen Hochkulturen des östlichen Mittelmeerraumes wohl gegenseitig beeinflußt haben. Im Orient und in Ägypten handelt es sich jedoch meist um im Stehen gespielte Bogenharfen. Nach der Kykladenzeit verschwindet die Harfe aus dem Repertoir der griechischen Saiteninstrumente und taucht erst gegen 450 v. Chr. als reines Fraueninstrument wieder auf.

Neben der Harfe sind noch zwei Aerophone aus der Zeit der Kykladenkultur überliefert: die Syrinx (= Panflöte) und der Doppelaulos (= Doppeloboe/klarinette).

Syrinx (Panflöte)

Desweiteren sind uns drei  kykladische Marmorstatuetten von Syrinxspielern überliefert. Die Syrinx hatte als ein einfach herzustellendes Instrument immer seinen Platz bei den einfachen Leuten und besonders bei den Hirten, die sich damit ihre Zeit vertrieben. Als Material kommt Schilf, Ton oder auch Stein in Betracht. Da die Instrumente alle eine rechteckige Form aufweisen, wurde die unterschiedlichen Tonhöhen durch Auffüllen mit Wachs erreicht. Interessanterweise wird die Syrinx nach der Zeit der Kykladenkultur bis gegen 600 v. Chr. nicht mehr dargestellt, die früheste literarische Erwähnung findet sich bei Homer, Ilias X 13 und XVIII 526. Später wird sie das Instrument des Hirtengottes Pan, von dem das Instrument seinen Namen hat.

Doppelaulos

Erhalten hat sich ein stehender Musikant, der ein Doppelblasinstrument spielt. Für dieses während der gesamten klassischen Antike paarweise gespielte Instrument wird später der Begriff Doppelaulos gebräuchlich. In der modernen Literatur findet sich häufig die Bezeichnung Doppelflöte; dies ist jedoch unzutreffend, da spätere Abbildungen - vor allem Vasenbilder - eindeutig belegen, daß es sich um Rohrblattinstrumente, also Oboen oder Klarinetten, handelt.
 
 

Alle kykladischen Statuetten wurden, soweit archäologisch dokumentiert, paarweise in Gräbern gefunden, meist im Fundzusammenhang mit Schalen. Daher ist anzunehmen, daß die Musik der Kykladenkultur im Zusammenhang mit Gelagen beim (Toten-?)kult gesehen werden muß.

Abbildungen aus Werner Eckschmidt, Die Kykladen.

 

Minoisch/mykenische Musikinstrumente

Das wichtigste Dokument für die minoisch-mykenische Musikwelt ist uns in dem berühmten Sarkophag  aus Hagia Triada überliefert, der einer der "Highlights" im Museum von Heraklion (Kreta) ist. Seine beiden Langseiten zeigen Musikanten mit den beiden wichtigsten Instrumenten - Doppelaulos und Leier - im Zusammenhang mit einer großen Kulthandlung zu Ehren einer Gottheit, die am rechten Ende der einen Langseite in Gestalt einer Statue anwesend ist.

 

Der Sarkophag von Hagia Triada ist der einzige Beleg für Blasinstrumente in minoisch-mykenischer Zeit. Der Musikant spielt ein Rohrblattinstrument mit einem auf das linke Rohr aufgesetzten Schalltrichter. Für dieses Instrument werden in römischer Zeit die Begriffe "Elymos" oder "phrygische Flöte" gebräuchlich. Die Überlieferungslücke von fast anderthalb Jahrtausend stellt ein Phänomen dar.
Der Musikant auf der anderen Langseite spielt eine siebensaitige Leier, der Seitenarme in Vogelkopfform auslaufen. Dieses Element läßt sich direkt von der Vogelschnabelverzierung der kykladischen Harfen herleiten. Der Musikant verwendet bereits ein Plektron, eine Erfindung, die später in Vergessenheit geriet und erst gegen 700 v. Chr. wiedererfunden wurde. Die Zahl der Saiten wurde gegen Ende der minoisch/mykenischen Zeit (ca. 1200 v. Chr.) von sieben auf drei reduziert; ab 700 v. Chr. wird die Siebensaitigkeit für die gesamte Antike kanonisch.

  

 Das wegen seiner Vogelschnabelverzierzung auch Schwanenhalsleier genannte Instrument findet sich noch auf weiteren minoisch/mykenischen Denkmälern: einem weiteren, fragmentierten Fresko aus dem Palast von Hagia Triada, dem berühmten "Sängerfresko" aus dem Palast von Pylos (Peloponnes) und einer Pyxis in Chania.

Die Musikinstrumente des ägäischen Raumes unterscheiden sich bereits im 2. Jt. v. Chr. wie auch in späterer Zeit morphologisch und in ihrer Verwendung deutlich von denen der benachbarten Kulturen im Orient und Ägypten. So spielen etwa Rhythmusinstrumente im Gegensatz zum Orient währen der gesamten Antike nur eine untergeordnete Rolle, in klassischer Zeit z. B. im östlich beeinflußten Dionysoskult und als Fraueninstrument. Eine Ausnahme findet sich auf der minoischen Schnittervase (ca. 1500 v. Chr.). Auf ihr ist ein Zug von Erntearbeitern dargestellt, in deren Mitte sich vier Sänger befinden, von denen einer ein ägyptisches Sistrum spielt. Das ‚fremde‘ Instrument läßt sich mit dem Einfluß ägyptischer Saisonarbeiter auf Kreta erklären. In Ägypten ist das Sistrum eng mit dem Kult der Hathor verbunden, während es hier als Begleitinstrument zum Gesang der sich in ihrer Physiognomie von den anderen Prozessionsteilnehmern unterscheidenden Sängern dient.

Gegen Ende der mykenischen Zeit ist ein Verfall der Musik zu beobachten, links auf der Scherbe aus Tiryns erkennbar an der Reduzierung der Saiten von sieben auf drei. Die geschwungenenen Seitenarme sind eine Stilisierung der Schwanenhals-Verzierung.

Abbildungen nach Maas, M./ McIntosh Snyder, J., Stringed Instruments of Ancient Greece (1989)



Im Verlag Dr. H. H. Driesen ist jüngst eine Studie zur ägäischen Bronzezeit erschienen, die sich u. a. ausführlich mit den leierspielenden Affen auf Fresken aus Akrotiri beschäftigt:
Maria Argyrou-Brand: Die Siedlung von Akrotiri auf Thera: Politisch-soziale Aspekte / (2009), ISBN 978-3-86866-116-3


 
 

Das "dunkle Zeitalter" und die Musikinstrumente in geometrischer Zeit

Für die Zeit zwischen 1200 und 750 v. Chr., sind uns so gut wie keine Musikdarstellungen überliefert, was natürlich nicht bedeutet, daß in dieser Zeit nicht musiziert wurde. Dies liegt zum einen wohl am Niedergang der Musik ab spätmykenischer zeit, zum anderen aber an der Tatsache, daß aus dieser Zeit allgemein nur wenige figürliche Darstellungen überliefert sind. Diese setzen gegen 750 v. Chr. in großer Zahl wieder ein, und mit ihnen erfahren wir viel von dem bei Homer beschriebenen Musikleben der Griechen in spätgeometrischer Zeit. Das Hauptinstrument der geometrischen Zeit ist die bei Homer Phorminx genannte drei- bis vierseitige Leier, welche einen hufeisenförmigen Schallkörper aufweist. Das Instrument wird noch ohne Plektron gespielt. Das wichtigste Thema der geometrischen Musikdarstellungen ist der Reigen, bei dem sich Mädchen und Jünglinge an den Händen fassen und in deren Mitte häufig ein Phorminxspieler spielt (Abb. links). Gegen Ende des 8. Jh. v. Chr. wird das Instrumentarium durch den Doppelaulos (Abb. rechts) erweitert, einem Instrument, das für die gesamte Antike neben der Leier zum wichtigsten Musikinstrument wird. Neben der (Wieder-)Einführung des Aulos finden gegen 700 v. Chr. zwei weitere (Wieder-)Erfindungen statt, erstmals zu finden auf einer um 700 v. Chr. zu datierenden Scherbe aus Smyrna (dem heutigen Izmir/Türkei, Abb. unten): die Erhöhung der Saitenzahl auf sieben und die Verwendung des Plektrons.

 

Die archaische und die klassische Zeit

Im Laufe des 7. und 6. Jh. v. Chr. entwickeln sich die Musikinstrumente, welche für die gesamte Antike kanonisch werden. Die wichtigsten Instrumententypen sind der Aulos und die verschiedenen Formen der Leier.

Abbildungen nach Maas, M./ McIntosh Snyder, J., Stringed Instruments of Ancient Greece (1989) und Max Wegner, Musikleben der Griechen

Saiteninstrumente

Leier

Die Leier läßt sich in folgende Untertypen einteilen:

1. Kithara

Die Kithara, (Abb. links: Boston, 97.370, attisch rotfigurige Oinochoe)die prunkvollste unter den Leiertypen, wird vor allem von Göttern (v. a. Apollon und Hermes) und Berufsmusikanten gespielt, welche man an ihrem besonders prachtvollen Gewand, dem sog. Kitharödengewand, erkennen kann. Dieses wird auch von Aulosspielern getragen. Die Kithara besteht aus einem großen Schallkasten, aus dem sich die nach oben verjüngenden Seitenarme erheben. Die oberen, massiven Enden der Seitenjoch tragen das Querjoch. Häufig werden die Seitenjoche an ihrer Innenseite durch eine filigrane Konstruktion verstärkt, deren Bedeutung sich nicht eindeutig erschließen läßt. Möglicherweise sollten die Verstrebungen die Schwingungen  auffangen, da sie aber häufig auch fehlen, wäre auch eine rein ornamentale Bedeutung denkbar. Das Querjoch besitzt an beiden Enden eine Scheibe, die wohl zum groben Stimmen der Saiten genutzt wurde. Diese waren am Querjoch mittels sog. kollopes befestigt. Die antiken Wirbel bestanden aus Schweineschwarten, welche beim Erhärten der Saite festen Halt gaben und ihr Stimmen ermöglichten. Von der Kithara hängen zuweilen Bänder herab, die als Kultfransen interpretiert werden können. Das Instrument wird meistens im Stehen gespielt, wie das Sitzen beim Musizieren Göttern, Frauen (z. B. mit der Wiegenkithara oder der Harfe) und Schülern beim Unterricht vorbehalten war. Gehalten wird das Instrument mittels einem am Korpus befestigten Band, welches um das linke handgelenk geschlungen ist. Die Spielweise der antiken Leiern ist nicht genau geklärt: Die linke Hand greift meist in Saitenhöhe, während mit dem Plektron in der rechten die Saiten gerissen werden. Die Bedeutung der linken Hand bleibt hierbei unklar: Sollte sie nur bestimmte Saiten stoppen, oder hatte sie eine Funktion bei der Tonerzeugung? Möglicherweise streuten die antiken Musikanten Flageolet-Töne in ihr Spiel, da es unwahrscheinlich ist, daß den Musikanten nur sieben Töne zur Verfügung standen.

2. Chelys

Als mythischer Erfinder der Chelys (Schildkrötenleier) gilt der Gott Hermes. Im homerischen Hymnos an Hermes (35 ff.) wird mit der Herstellung einer Leier die erste Tat des neugeborenen Gottes erzählt: Er tötete eine Schildkröte, nahm sie aus, bohrte zwei Löcher in den Panzer zur Aufnahme der Hölzer, die als Saitenarme dienten, bespannte den Schallkörper mit Rinderhaut und befestigte sieben Saiten aus Schafdarm. Später wird er das Instrument seinem Bruder Apollon als Entschädigung für die Rinder, die er ihm gestohlen hatte, überlassen. Apollon wird fortan zu dem Gott der Musik. Als Ersatz für die Leier erfindet sich Hermes später die Syrinx (Panflöte). Die Spielweise dürfte sich kaum von derjenigen auf der Kithara unterschieden haben. Den Klang der Chelys wird man sich im Vergleich zur Kithara wesentlich dünner vorstellen. Die Chelys fand in allen Bereichen der griechischen Musik (Wettkampf, Schulszene, Kult, Mythos, Alltag) Verwendung.
 
 Abbildungen nach Maas, M./ McIntosh Snyder, J., Stringed Instruments of Ancient Greece (1989)

3. Barbiton

Das Barbiton ist im Prinzip eine Schildkrötenleier mit stark verlängerten Seitenarmen, deren Klang durch die langen Saiten ziemlich tief gewesen sein muß (links ein Ausschnitt des Außenbildes der berühmten Brygosschale in Würzburg). Es findet fast ausschließlich im dionysischen Bereich Verwendung und wird häufig von Satyrn gespielt.

4. Wiegenkithara

Im 5. Jh. v. Chr. taucht mit der Wiegenkithara, genannt nach ihrem hufeisenförmigen Schallkörper, ein Nachfolger der geometrischen Phorminx auf, der meist von Frauen gespielt wird.
 
 

Harfe

Nachdem die Harfe bereits im 3. Jt. v. Chr. im ägäischen Raum bekannt war, geriet sie in Vergessenheit und taucht erst gegen 450 v. Chr. als ein (fast) nur von Frauen gespieltes Instrument wieder auf (Abb. rechts). Im Gegensatz zu den im Orient gebräuchlichen Bogen- und Schwebeharfen handelt es sich im Griechischen ausschließlich um Winkelharfen, welche man in Bügel- (rechts), Spindel- und Stützenharfen einteilen kann. Folgende antike Namen lassen sich mit der Harfe verbinden: Epigoneion, Magadis, Pektis, Psalterion, Sambyke, Simokon und Trigonon. Mit der Ausnahme des Trigonons (= Dreiecksharfe) läßt sich keiner der Begriffe einer bestimmten Harfenform zuordnen. Die Harfe findet sich meist auf Frauengemach-. und Brautszenen, zuweilen können auch die Musen als Göttinnen der Musik und des Gesangs mit der Harfe musizieren.

 

Laute

Die Technik, die Tonhöhe bei Saiteninstrumenten mittels eines Griffbrettes zu verändern, nahmen die Griechen und Römer nicht wahr, ganz im Gegensatz zu Ägypten, wo die Laute schon ab der Hyksoszeit (Mitte des 2. Jt. v. Chr.) vor allem als Instrument für Frauen eine Rolle spielte. Die Möglichkeit war ihnen jedoch theoretisch bekannt, da von Pythagoras berichtet wird, er habe durch Versuche auf dem Monochord  das Verhältnis der Zahlen in der Musik (z. B. Oktave =2:1, Quinte = 3:2, Quart =4:3 usw.) bestimmt. Aus hellenistischer Zeit (2.-3. Jh. v. Chr.) sind einige Lautenspielerinnen darstellende Terrakottastatuetten erhalten (Abb. links: London, BM 1919.6-20.7).
 
 
 
 
 
 Blasinstrumente

Aulos

Das wichtigste Blasinstrument der alten Griechen war der Doppelaulos, welcher schon im 3. und 2. Jt. im ägäischen Raum gebräuchlich war. Ab 700 v. Chr. tritt er seinen Siegeszug im Mittelmeerraum an und wird neben der Leier zum wichtigsten Musikinstrument. Er wird immer gedoppelt gespielt. Häufig wird er fälschlicherweise als "Doppelflöte" bezeichnet, nach Ausweis der zahlreichen Vasenbilder handelt es sich jedoch eindeutig um Rohrblattinstrumente. Der Unterschied besteht darin, daß der Luftstrom bei der Flöte über einer Kante gebrochen wird, während bei Rohrblattinstrumenten durch die Schwingung der Blättchen im Mundstück die sich davor befindliche Luftsäule in Schwingung gebracht wird. Instrumente mit einfachem Rohrblatt nennt man Klarinetten-, solche mit doppeltem Rohrblatt Oboeninstrumente. Vieles spricht dafür, die antiken Auloi als Oboen zu klassifizieren. Möglicherweise wurden beide Mundstücke benutzt, wobei es wahrscheinlich erscheint, daß das leichter zu spielende Klarinettenmundstück insbesondere von Frauen und Kindern benutzt wurde. Der Aulos wurde in allen Bereichen eingesetzt: Mythos, Kult, Wettbewerb, Schulszenen etc. Er wird durchwegs im Stehen gespielt. Manchmal verwenden Berufsmusikanten eine sog. Phorbeia, eine um den Kopf geschlungene Binde, welche den Mundraum dicht abschließt und zur Verbesserung der Atemtechnik vonnöten war.

Siehe auch den Beitrag Das Nachleben der antiken Aulosmusik in der europäischen und türkisch-arabischen Musik.

Salpinx

Die Salpinx besteht aus einem langen Rohr, welches sich am Ende glockenförmig erweitert und entspricht einer modernen Trompete. Sie wurde vor allem als militärisches Signalinstrument eingesetzt. Bei den Spielen, z. B. den Panathenäen oder den olympischen Spielen, diente sie auch dazu, die Wettkämpfe einzuleiten.
 
 Syrinx (Panflöte)

Die Syrinx hat im ägäischen Bereich eine lange Tradition und war schon im 3. Jt. v. Chr. bekannt. Sie besteht aus mehreren Pfeifen, welche meist in einem Winkel von 45o angeblasen werden. Die unterschiedliche Tonhöhe entsteht entweder durch verschieden lange Pfeifen oder durch Auffüllen der Rohre mit Wachs. Als mythischer Erfinder der Syrinx gilt Hermes, der das Instrument seinem Sohn Pan, dem Gott der Hirten, überließ. So findet sich das Instrument meist im bukolischen Bereich. Schon bei Homer (Ilias XVIII 526) erfreuen sich die Hirten am Spiel der Syrinx.
 
 

Wasserorgel (Hydraulis)
Die Wasserorgel soll im 3. Jh. v. Chr. von Ktebesios aus Alexandria erfunden worden sein und war in römischer Zeit ein beliebtes Hausinstrument für reiche Römer. Wegen seines großen Klangvolumens wurde es auch vor allem im Zirkus und im Theater eingesetzt. In Aquincum, dem heutigen Budapest, wurde eine hydraulis mit vier Registern zu je 13 Pfeifen gefunden. Die ausführlichte Beschreibung der antiken Wasserorgel stammt von Hero aus Alexandria. 
Funktionsweise
Über einen Blasebalg wird Luft in eine Druckglocke gepreßt, welche sich in einem mit Wasser gefüllten Becken befindet. Dadurch steigt der Wasserspiegel. Der dadurch erzeugte Luftdruck wird beim Spielen der Orgel über die Ventile im Spieltisch an die Pfeifen weitergeleitet.

Funktionsweise einer antiken Wasserorgel (nach J.G. Landels, Music in ancient Greece & Rome [2001])

Eine gute Seite zur Geschichte der Orgel finden Sie hier.

Rhythmusinstrumente

 

 

Rhythmusinstrumente spielten währen der gesamten griechischen Antike, im Gegensatz zum Orient, nur eine geringe Rolle und finden ab dem 6. Jh. v. Chr. fast nur im dionysischen Bereich und beim Symposion (Umtrunk) sowie dem daran anschließenden Komos (fröhliches Treiben der Zecher) Verwendung. Sie werden fast durchgehend von Frauen gespielt. Die wichtigsten Instrumente sind die Krotala, Kymbala und das Tympanaon. 

Tympanon

Das Tympanon ist eine zweifellige Rahmentrommel im Kult des Dionysos und wird meist von Frauen gespielt.

Krotala

Krotala sind paarweise gespielte, den modernen Kastagnetten vergleichbare Klanghölzer mit verdicktem Ende und werden meist von Frauen beim Symposion/Tanz oder von Mänaden im dionysischen Bereich gespielt. 

Kymbala

Kymbala sind eherne Schallbecken und werden selten gespielt. Sie finden sich meist im Kult von Frauengottheiten (Athena, Artemis, Persephone) und haben wohl einen Unterweltsbezug.

Glöckchen (kwdwn, kodwnion)

Glöckchen finden sich meist im Kult weiblicher Gottheiten. Ihnen wird eine apotropäische Wirkung zugeschrieben.

 

Ein leiterförmiges Instrument auf unteritalischen Vasen

 Bei dem kleinen, leiterförmigen Gebilde, welches nur auf unteritalischen Vasen des 4. Jh. v. Chr. in Frauengemachszenen auftaucht, ist die Interpretation als Musikinstrument nicht ganz sicher. Es wird als Xylophon oder apulisches Sistrum gedeutet, die Vasenbildern zeigen das Instrument jedoch selten in gerade gespieltem Zustand. Die von Max Wegner (Musikleben der Griechen [1949] 66) vorgeschlagene Deutung als Xylophon ist abzulehnen, da bei einem solchen Instrument die Plättchen mit überstehendem Ende frei schwingbar gelagert sein müssen, um zu tönen. Eine rotfigurige Lekythos in Essen (74. 158 A 3, Abb. links) zeigt, wie eine Frau mit den Fingern über das Gerät streift. Daher dürfte es sich um ein Instrument mit drehbaren Blättchen gehandelt haben, das schwirrende Töne von sich gab. Die Deutung als "apulisches Sistrum" ist aufgrund des Vasenbildes ebenfalls abzulehnen,

Eine vergleichbares Instrument findet sich auf einer wesentlich früher (9.-8. Jh. v. Chr.) zu datierenden Elfenbeinpyxis aus Nimrud. Dargestellt ist im Rücken einer thronenden Frau (Göttin?) ein Zuge von Musikantinnen. Er wird angeführt von zwei Doppelaulosspielerinnen und einer Tamburinspielerin mit langen Gewändern. Den Abschluß bilden zwei kurzbekleidete Frauen, die aufgrund der Beinstellung als Tänzerinnen zu erkenne sind. Sie spielen jeweils ein leiterförmiges Instrument, das dem (wesentlich späteren) unteritalischen stark ähnelt. Es besteht ebenfalls aus einem massiven Rahmen mit "Sprossen", die mit der Hand bestrichen werden. Interessanterweise wird das Instrument in dieser frühen Zeit und in dem völlig andersartigen Kulturraum ebenfalls von Frauen gespielt. Musikantinnen sind im östlichen Kulturraum - im Gegensatz zum griechischen, schon seit frühester Zeit überliefert. - Die Überlieferungslücke von über 400 Jahren stellt, wie auch beim Elymos, ein Phänomen dar.

Als Name wurde häufig das bei Pollux 4, 60 erwähnte Saiteninstrument Psithyra vorgeschlagen. Für ein Saiteninstrument sind die "Sprossen" allerdings zu dick.

Die Funktion des unteritalischen Instrumentes ist bisher nicht eindeutig geklärt ist. Aufgrund der Bildzusammenhänge gehört es ausschließlich in den weiblichen Bereich. Die von A. Zschätzsch (Verwendung und Bedeutung griechischer Musikinstrumente in Kult und Mythos [2002] 75-76) vorgeschlagene Deutung als Instrument im Kult der Aphrodite scheint wegen der Mehrzahl der Vasenbilder ohne Bezug zu der Liebesgöttin  etwas überinterpretiert (s. die Abb. rechts auf dem kampanisch-rotfigurigen Glockenkrater des APZ-Malers in Würzburg [H 4571]. Abb. nach CVA Würzburg 4 Taf. 31). Da die unteritalischen Vasen meist einen Jenseitsbezug haben, dürfte die Interpretation eher im Totenkult zu suchen sein.

London, BM, Elfenbeinpyxis aus Nimrud, 9.-8. Jh. v. Chr. Nach R. D.Barnett, A Catalogue of the Nimrud Ivories in the British Museum (1957) Taf. 16-17.

Die antike Notenschrift

Unsere Kenntnis über die antike Notenschrift beruht vor allem auf den Tabellen des spätantiken Musiktheoretikers Alypios, der wahrscheinlich im 4. Jh. n. Chr. gelebt hat. Aber bereits im 5. Jh. v. Chr. hat es eine Notenschrift gegeben, da von Pindar aus Theben berichtet wird, er habe gegen 470 v. Chr. Lieder an den König Hieron auf Sizilien geschickt, damit sie dort aufgeführt werden. daraus folgt, daß es eine Möglichkeit der schriftlichen Fixierung von Tönen gegeben haben muß. Für die frühe Zeit kann man eine mündliche Tradierung der Lieder annehmen.
Die griechische Notenschrift besteht aus einem ionischen Alphabet, das aber zum Teil sehr alte dorische Zeichen mitverwendet. Für die Instrumental- und für die Vokalmusik existiert jeweils ein eigenes System (siehe das Beispiel im unten abgebildeten Papyrus). Erhöhungen des Grundtones wurden dadurch dargestellt, daß die Zeichen in liegender oder spiegelverkehrter Form dargestellt wurden. Da die griechischen Notation keine absolute Tonhöhe kannte, kann es sich bei der Umsetzung in moderne Notationssysteme nur um eine Annäherung handeln. Neben der Bezeichnung der Tonhöhe kannte die griechische Notenschrift auch Rhythmuszeichen, die sich bei den meisten der erhaltenen Notenüberlieferungen finden. Die meisten antiken Lieder sind uns vor allem auf Papyri überliefert. Das vollständigste Lied, ein Skolion, findet sich jedoch auf der berühmten Seikilos-Stele (wahrscheinlich 2. Jh. n. Chr.) aus Tralles in Kleinasien (Abb. links) (Eine Übersetzung des Textes findet sich unter folgender URL: http://www.tu-berlin.de/fb1/AGiW/Auditorium/RhMusAnt/ASO/Seikilos.htm)

 

 

 

 


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Letzte Aktualisierung am 3. August 2009

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